Ich sitze hier vor dem virtu­el­len Blatt Papier und versu­che meine Gedan­ken einer Struk­tur zu geben, um einen neuen Blog­bei­trag zu verfas­sen. Dabei merke ich, wie ich mich sehr leicht ablen­ken lasse vom duften­den Kaffee, dem schon längst sortier­wür­di­gen Schreib­tisch oder vom schie­ren Anblick der Pflanze, die seit zwei Wochen versucht, ein Blatt auszu­bil­den. Woran liegt es, dass mir die eine Aufgabe tatsäch­lich schwer­fällt und ich mich diszi­pli­nie­ren muss, um sie durch­zu­füh­ren, obwohl ich weiß, dass sie sinn­voll ist, mir hilft zu reflek­tie­ren und ich dann auch noch ein Hoch­ge­fühl erlebe, wenn ich sie abge­schlos­sen habe? Während eine andere Aufgabe, zum Beispiel den nächs­ten Work­shop beim Kunden vorzu­be­rei­ten, total leicht von der Hand geht und ich dabei total vergesse, dass es eigent­lich auch gut wäre zwischen­durch mal eine Mittags­pause zu machen.

Team­rol­len und Team Manage­ment System©

Meredith Belbin und die deut­schen Kolle­gen Marc Tscheu­ner und Hart­mut Wagner werden auf diese Frage wahr­schein­lich wie folgt antwor­ten: Jeder Mensch hat Stär­ken und damit einher­ge­hend natür­li­che Bega­bun­gen — nicht nur in  Themen­fel­dern und Lebens­be­rei­chen, sondern eben auch in Verhal­tens­wei­sen und Charak­ter­ei­gen­schaf­ten. Beide Autoren­grup­pen haben diese versucht, in Kate­go­rien zu clus­tern und sie damit näher zu beschreiben. 

Team­rol­lenTeam Manage­ment System
Neuerer*in/ Erfinder*inKrea­tive Innovator*in
Wegbereiter*in/ Weichensteller*inkontrol­lie­rende Überwacher*in
Koordinator*in/ Integrator*inUnter­stüt­zende Stabilisator*in
Macher*inZiel­stre­bige Organisator*in
Spezialist*inInfor­mierte Berater*in
Teamarbeiter*in/ Mitspieler*inEntde­ckende Promoter*in
Umsetzer*inSyste­ma­ti­sche Umsetzer*in
Perfektionist*inkontrol­lierte Überwacher*in
Beobachter*in

Diese acht bzw. neun Beschrei­bun­gen können zum Anfang helfen, sich selber etwas besser kennen­zu­ler­nen und ggf. neue Worte und Bilder zu erhal­ten. Für einen tiefe­ren Einblick empfeh­len wir Modul 5 des Online Semi­nars “Einfüh­rung zum Syte­mi­schen Agile Coach”.

Span­nend wird es dann jedoch noch­mal, wenn mehrere Menschen aufein­an­der­tref­fen und zum Beispiel in einem Team zusam­men­ar­bei­ten. Dann tref­fen unter Umstän­den so unter­schied­li­che und konträre Persön­lich­kei­ten, Bedürf­nisse und Arbeits­wei­sen aufein­an­der, dass es zu Misver­ständ­nis­sen, Reibun­gen oder gar Konflik­ten kommen kann. Und hier kommt dann der Ansatz der Team­rol­len und ihre Inter­ak­ti­ons­mög­lich­kei­ten zum Greifen.

Wie sieht das nun in der Praxis aus?

Vor Kurzem haben wir einen Team­rol­len-Work­shop intern mit den Kolle­gen und Kolle­gin­nen des Netz­werk­kno­tens gemacht. Ziel­stel­lung war es genau diese Unter­schied­lich­keit kennen­zu­ler­nen, anzu­er­ken­nen und für eine bessere Zusam­men­ar­beit zu nutzen. Denn nur weil es mir Ener­gie zieht, einen Text zu schrei­ben, muss das ja nicht allen so gehen. Und somit können wir mit dem Wissen unse­rer indi­vi­du­el­len Team­rol­len eine viel bessere Auftei­lung der Aufga­ben vorneh­men und die einzel­nen Stär­ken sogar noch besser nutzen, weil wir die ganze Zeit den Fokus darauflegen.

Nach­dem wir Fragen zu unse­ren Vorlie­ben, Verhal­tens­wei­sen und Moti­va­to­ren beant­wor­tet hatten, haben wir uns auf einem vorbe­rei­te­ten Miro­board auf die jewei­li­gen vorder­grün­dig ausge­präg­ten Team­rol­len posi­tio­niert. Dann haben wir ange­lehnt an die kolle­giale Fall­be­ra­tung, eine kolle­giale Refle­xion durch­ge­führt. Das heißt jede Kolleg*in hatte 5 Minu­ten Zeit, ihre Aha-Momente, Über­ra­schun­gen und Erklä­run­gen zu dem eige­nen Ergeb­nis zu teilen. Danach wurde die Kamera ausge­schal­tet und die rest­li­chen Kolleg*innen durf­ten 10 Minu­ten Reso­nanz schen­ken. Was finde ich bemer­kens­wert? Was über­rascht mich? Was sehe ich noch? Am Ende der Zeit hatte die Kolleg*in noch­mals die Chance, eine Rück­mel­dung zu dem zuvor gehör­ten Feed­back zu geben.

Und was kam dabei raus?

Es war ein durch­aus runder Tag und jede Kolleg*in konnte mit einem warmen Gefühl und den Wunsch nach einer zukünf­ti­gen Zusam­men­ar­beit den Work­shop verlas­sen. Meine Erkennt­nisse aus diesem Tag waren die Folgenden:

  • Es ist ok, dass ich nicht alles glei­cher­ma­ßen gut kann.
  • Ich habe alle Team­rol­len­an­teile zumin­dest in den Grund­zü­gen in mir.
  • Erst in Zusam­men­ar­beit sind alle Anteile in ihrer besten Form vertreten.
  • Ich habe viel über meine Kolleg*innen gelernt und kann nun an der einen oder ande­ren Stelle ganz andere Bewer­tun­gen für eine Verhal­tens­weise finden.
  • Und: Lasst mal öfter die Frage stel­len, was wir wirk­lich über einan­der wissen.

Wenn ihr auch gern Stär­ken stär­ken wollt, kontak­tiert uns gerne.