
Häufig wird mir in Gesprächen mit Familie, Freunden oder Neu-/Kunden die Frage gestellt: “Worin unterscheidet sich das agile und das klassische Projektmanagement?”. Ich bediene mich hier immer gerne an einem Beispiel aus dem Sport. Dabei lässt sich das klassische Projektmanagement gut mit dem Bogenschießen vergleichen. Der Sportschütze bringt in der Vorbereitung auf seinen Schuss viel Zeit auf – er bezieht seine Umgebung wie Witterungsbedingungen, Abstand zum Ziel und so weiter und bisherige Erfahrungen mit ein. Das Ziel ist ihm in Form des schwarzen Kreises auf der Zielscheibe bekannt. Und zack.
Das agile Projektmanagement lässt sich hingegen sehr gut mit dem Golfsport erklären. Beim Golf muss der Golfspieler mit möglichst wenigen Schlägen vom Abschlag bis ins Loch spielen. Dabei muss er nicht nur auf die Rahmenbedingungen – das offizielle Regelwerk – sondern bei jedem Schlag auch auf die Umgebung achten: Also Witterungsbedingungen, Abstand zum Loch, Sandkuhlen, Hügel, Bäume und dergleichen.). Außerdem weiß er vor seinem ersten Schlag meisten “nur”, in welcher Richtung sich ungefähr das Loch befindet. Mit jedem Schlag nähert er sich dem Green und damit dem Loch an. Wo der Ball liegen bleibt kann der Golfspieler nur ungefähr planen – links auf dem Fairway oder im Rough. Bei jedem neuen Schlag muss sich der Golfspieler über seine aktuelle Ausgangsposition und ‑situation im Klaren sein: Wie weit ist es noch zu Fahne, wie liegt der Ball, welcher Schläger ist zu verwenden.
Wer sich auf agiles Projektmanagement einlässt, muss sich vorher einiger Punkte bewusst sein:
- Veränderungen, und zwar positive, wie negative, sind Teil der Projektarbeit (Der Platz, an dem der Ball liegt).
- Das Mitwirken des Auftraggebers ist ein zentrales Element. In unserem Beispiel wären das die Rahmenbedingungen und die Witterungs-/Platzverhältnisse.
- Es wird in iterativen Zyklen gearbeitet. Heißt: Es bedarf in den meisten Fällen mehrerer Schläge bis zum Loch.
- Sich selbst organisierende, eigenverantwortliche Teams treiben das Projekt voran. Vergleiche Golfspieler und Caddy.
Dieses stetige Nachjustieren und Verändern auf das in der Ferne liegende Ziel, führt dazu, dass agile Projekte als länger laufend wahrgenommen werden im Vergleich zu klassischen Projekten. Denn meist ist nur die vorgegebene Zielrichtung bekannt, aber noch gar nicht das fertige Endprodukt. Iteration für Iteration (Schlag für Schlag) schärft sich das Gesamtbild des Endprodukts (Annäherung ans Loch).
Dieser Vergleich soll aber nicht heißen, agiles Projektmanagement sei besser als klassisches Projektmanagement. Dieser Vergleich soll auch nicht bedeuten, dass man ab sofort nur noch agile Projektmanagement Methoden und Frameworks einsetzen muss. Es bedeutet vielmehr, dass man sich bewusst sein sollte, in welchem Kontext man sich welcher Methode bedient.