Was wir gelernt, worüber wir gelacht und was wir vergessen haben – und was wir ganz bestimmt nicht nochmal machen. Jeden Freitag frisch aus dem Berliner Büro
Das wird kein New Work Post über die nicht mehr so neue Generation Y, die, je nach Verfasser*in besonders anspruchsvoll, besonders intelligent, besonders anstrengend sei. Auch wenn wir fast alle genau dieser Generation der ab 1980 bis in die Mitte der Neunziger Geborenen angehören. Wir glauben nicht an absolute Wahrheiten. Wir lieben Hinterfragen. Wir lieben den Simon Sineks Titel „Start With Why.“ Und, ach was, wir lieben agiles Arbeiten, sinnvolle Prozesse und bewusste Entscheidungen. Einer unserer Lieblingswerte im Unternehmen ist Sinnhaftigkeit. Da liegt nahe, dass wir gerne mal fragen „Warum?“.
Stimmt nicht ganz. Viel lieber als „warum?“ fragen wir „wofür?“. Vielleicht haben es schon die einen oder anderen bemerkt: Wir denken gerne über Sprache nach, schließlich ist sie eines der wichtigsten Werkzeuge in unserer täglichen Arbeit miteinander und mit den Kund*innen. Sie bedingt unsere Haltung. „Wofür“ orientiert sich am Zielzustand, behält das gewünschte Ergebnis im Blick und beinhaltet außerdem die schönste Präposition der Sinnhaftigkeit, nämlich „für“. Linguistisch betrachtet beschreibt „für“ das Förderliche einer Sache („Ich mache es für meine Familie“), bezeichnet ein Ziel („Ich spare für die nächste Reise“) und auch Zugehörigkeit („Ein Job für alle, die Kreativität leben wollen“).
Toll. Nicht nur für die Grammatik-Nerds unter uns ist die Frage nach dem Wofür bereichernd. Sie ist wichtig in der Kommunikation mit und über die Mitarbeiter*innen und Arbeitsabläufe und macht Prozesse erklärbar, da sie weniger anfällig ist für Rechtfertigungsschlaufen. Beispiel: Auf die Frage, warum ein bestimmtes Training sinnvoll ist, ist die Antwort „Weil es vorher überhaupt nicht lief“ möglich. Ein Umändern des Warums in ein Wofür hebelt eine solche, wenig motivierende Erklärung aus und schafft Raum für Reflexion und Zielorientierung. Also zum Beispiel „Weil wir uns wünschen, mit Hilfe von Retros einen besseren Überblick über das Erreichte zu bekommen und so unser weiteres Vorgehen sinnvoller gestalten wollen.“
Im Übrigen ist auch der negativierte Effekt von Warum und Wofür sehr interessant. „Warum nicht?“ kann einerseits einen gekränkten Beigeschmack tragen, vergleichbar mit Kindern, die keine weitere Folge irgendeiner Serie, die Kinder heutzutage gucken, anschalten dürfen. Oder den eines resignierten Schulterzuckens à la „Warum nicht, geh‘ ich halt zu dem langweiligen Workshop, schaden kann’s ja nicht.“
„Wofür nicht“ ändert dagegen die komplette Haltung. Um sinnhaft, intentional, motiviert und vorausschauend zu entscheiden, ist die Frage nach dem Wofür genauso relevant wie die nach dem Wofür nicht. Und sie ist ein notwendiger Realitätscheck, welche Zielzustände mit einer Methode erreicht werden können und welche eben nicht.
Diese Kolumne verabschiedet sich hiermit bis zur nächsten Woche und denkt intensiv darüber nach, wofür wir brennen. Und ist erleichtert, nicht darüber nachdenken zu müssen, warum wir brennen, denn das klingt irgendwie lebensbedrohlich. Also ciao, bis nächsten Freitag.