Was wir gelernt, worüber wir gelacht und was wir vergessen haben – und was wir ganz bestimmt nicht nochmal machen. Jeden Freitag frisch aus dem Berliner Büro.
Zugegeben, als Karl in seinem Geburtstagsartikel (ja, wir sind zwei Jahre alt geworden, Happy Birthday to us!) als erstes von fünf Learnings „Be realistic. Plan for a miracle“ nannte, habe ich mich gewundert. Mag daran liegen, dass wir Mitarbeiter*innen vom Netzwerkknoten das kleine Bildchen mit dem Spruch schon so fest an seinen Platz im Büro verordnet haben, dass es ungewohnt ist, ihn auf einmal in einem Artikel zu sehen. Oder halt, weil der Spruch sich erst einmal nach einer Feel-good-Postkarte anfühlt und nicht nach einem Learning.
Das Wunder von 2020, vielleicht kein so positives, ist für Karl die Pandemie. Sie hat allerlei Planung und Selbstverständlichkeiten über den Haufen geworfen – also jetzt „Was tun? Realistisch sein und für das nächste Wunder planen! Auch außerzyklische Konjunktureinbrüche sind zeitlich begrenzt und Wohl dem, der am Ende eines solchen Tals nicht zu lange braucht, den Kopf wieder aus dem Sand zu ziehen.“ Okay, verstanden. Wunder müssen nicht immer ähnliche Effekte haben, wie zwei Brote und Fische, die auf sich auf einmal vervielfältigen und eine Großveranstaltung sättigen.
Wundern ist ein Teil des Lernens
Trotzdem ist die Frage interessant, was ein Wunder denn sein soll. Am Anfang dieser Kolumne schrieb ich, ich hätte mich gewundert. Weil ich nicht damit gerechnet habe. Die Perspektive war mir also neu. Während viele von uns gerne betonen, sie glaubten nicht an Wunder, wundern wir uns dafür irgendwie doch die ganze Zeit. Wir haben uns, wie in Karls Artikel beschrieben, gewundert, wie die Zusammenarbeit über einen relativ langen Zeitraum hin komplett ohne physischen Kontakt funktionieren kann. Wir haben uns darüber gewundert, was wir vorher für selbstverständlich hielten, ohne es überhaupt zu bemerken. Wir haben uns gewundert, wie schnell das Jahr vergangen ist seit unserem letzten Geburtstag.
Kann man sich wirklich täglich wundern und dann behaupten, man glaube nicht an Wunder? Wie gesagt, es geht hier nicht darum, locker flockig übers Wasser zu schlendern. Vielmehr ist das Wundern ein Bestandteil des Lernens und vor allem auch des Schauens über den Tellerrand. Neue Erfahrungen und neue Perspektiven bringen dieses Sich-Wundern eben mit. Dass die Erde rund und nicht flach ist, beeindruckt die meisten von uns heute eher weniger, für den pubertierenden Herrn Columbus wär’s sicherlich ein Wunder gewesen.
Wer gerne entdeckt, der wundert sich oft. Wer eng mit Menschen zusammenarbeitet auch. Die Fähigkeit, sich zu wundern ist verknüpft mit Neugier, Offenheit und Aktivität. Wir hoffen jedenfalls darauf, dass wir uns in unserem neuen Lebensjahr als Firma öfter wundern dürfen. Darüber, was alles möglich ist, darüber, Neues herauszufinden. Das wäre wirklich, na klar, wundervoll.