Was wir gelernt, worüber wir gelacht und was wir vergessen haben – und was wir ganz bestimmt nicht nochmal machen. Jeden Freitag frisch aus dem Berliner Büro.
Falls ihr es nicht mitbekommen habt: Die Zeit wird am Sonntag umgestellt. Oder zumindest die Uhren. Die meisten haben das sicherlich mitbekommen, schließlich beglücken uns bereits die ganze Woche sämtliche Medien und Servicebeiträge mit der jedes Jahr aufs Neue hochbrisanten Frage: Wird die Uhr jetzt vor oder zurück gestellt.
Erst einmal: Sie wird natürlich eine Stunde zurückgestellt. Wie immer. (Kleiner Service am Rande: In spring, time springs forward, in fall it falls back.) Ja, es ist wirklich jedes Jahr gleich. Außer im Frühjahr 2020, noch gar nicht so lange her. Da gab es diese halbjährlichen Copy-Paste-Zeitumstellungs-Artikel nämlich ausnahmsweise nicht. Denn am Sonntag, den 29. März, schlitterten wir gerade in die fristlose Kontaktbeschränkung und sprachen über Lockdowns und Klopapier. Darüber, ob Arbeiten im Home Office funktionieren kann und über Isolation. Systemrelevante Berufsgruppen wurden noch eifrig beklatscht. Die Zeitumstellung haben viele von uns erst bemerkt, als die Stunde auf einmal weg war.
Veränderung muss nicht bewertet werden
Dann der Sommer, diese kleine amour fou, in der einige kurz aufatmen konnten, draußen sein, sich an die neuen Arbeitsverhältnisse und das Tragen von Mund- und Nasenschutz gewöhnen. Die Nachrichten begannen nicht jeden einzelnen Tag mit den neuen Infektionszahlen. Dieser Sommer ist vorbei und sehr viele Menschen leben wieder und immer noch in Sorge.
Wir sind keine Virologie*innen und auch keine Politiker*innen und können deshalb nichts prognostizieren. Wollen wir auch nicht. Wir sind Coaches und Berater*innen und begleiten Organisationen bei Veränderungsprozessen. Mit dieser Brille blicken wir also auf Veränderungen. Wir wissen, dass Veränderungen dynamisch sind und nicht linear. Dass es unmöglich ist, Veränderung zu vermeiden und möglich, sie zu beeinflussen: Über die Arbeit im Team, an Prozessen, an uns selbst. Immer wieder betonen wir, dass es verschiedene Perspektiven auf Veränderung gibt und wir unsere eigenen wechseln können – und sollten.
Veränderungen lassen sich beobachten ohne dass sie sofort bewertet werden müssen. Die Zeitumstellung jetzt im Herbst wieder auf dem Schirm zu haben, heißt nicht, dass die sogenannte neue Normalität jetzt tiptop in Schuss ist und genauso wenig, dass wir alle verantwortungslos und ignorant geworden sind. Es ist schlicht eine Veränderung in der Wahrnehmung, die aus einem Lernprozess mit der neuen Situation heraus gewachsen ist. Ähnlich wie die Gewöhnung an das kleine Fenster mit dem eigenen Gesicht unten rechts im Bildschirm bei remote Meetings oder den Ellbogen-Check anstelle von Umarmungen.
Normalität ist eine Interpretationsfrage. Zeit übrigens auch. Sie ändert sich nicht, was sich ändert, ist unsere Nummerierung ihrer Einheiten. Was sich verändert, ist unser Rhythmus. Und unser Umgang mit den Dingen. Die Moral von der Geschichte? Gibt’s nicht. Wir müssen nicht alles bewerten.
Wenn ihr euch mehr mit Veränderungsprozessen, Perspektivwechsel und Inner Work auseinandersetzen möchtet: Für unser Ausbildungsprogramm zum Systemischen Agile Coach sind noch freie Plätze verfügbar. Bei Fragen und Interesse kontaktiert uns gerne.