Zur Arbeit als Agile Coach gehören verschiedene Aufgabenfelder. Dazu gehört zum Beispiel die Kommunikation mit den Teams zu den Erwartungen. Kunststückchen aufzuführen gehören in der Regel hingegen nicht dazu.
Als Agile Coaches arbeiten wir immer wieder mit verschiedenen Teams, die zwar häufig sich, aber sehr selten uns schon kennen. Lernen wir eine neue Organisation kennen, steht am Anfang und auch zwischendurch die Auftragsklärung mit den Teams an. Gerade, wenn man ein Team übernimmt, das schon Prozesse etabliert hat, ist es hilfreich, ins Gespräch zu gehen: Um zu verstehen, was ihnen besonders wichtig ist und woran es vielleicht noch fehlt.
Diese Auftragsklärung wird gelegentlich missverstanden. Das kann zum Beispiel so aussehen: „Ich als Agile Coach erkläre euch, wie die Welt funktioniert.“ Oder von der anderen Seite: “Wir das Team erklären Dir Agile Coach deinen Auftrag.“ Eine der skurrilsten Anfragen in meiner Arbeit lautete: „Wir wollen bitte nicht immer das gleiche Retro-Format haben. Es wäre schön, wenn du bei jeder Retro etwas Neues mit uns machst.“ Auf meine Rückfrage, ob das einen inhaltlichen Grund habe oder ob es eher ums Entertainment ginge, fiel die Antwort zumindest nicht eindeutig zugunsten des Inhalts aus. Meine Antwort:
“I’m not a circus pony to perform tricks. I want to work with you. If a new or specific format is what we need then I will provide one. But only then.”
(“Ich bin kein Zirkuspony, das Kunststücke aufführt. Ich will mit euch arbeiten. Wenn eine neue Methode oder ein spezifisches Format sinnvoll ist, dann werde ich das nutzen. Aber nur dann.”)
Wir sind keine Allwissenden
Agile Coaches gelten häufig als gut gelaunte, gerne unterhaltende Menschen. Stimmt dahingehend, dass wir gerne vor Menschen stehen und Freude daran haben, sie zu befähigen, ihre Arbeit angenehmer und lösungsorientierter zu gestalten. Was wir nicht sind: Wunderheiler*innen. Unterhaltungsprofis. Allwissende. Und wie oben beschrieben, wir sind auch keine Ponys.
Daher ist uns das Arbeiten auf Augenhöhe wie auch Transparenz sehr wichtig. Wie lassen sich die Erwartungen wertschätzend ab- und aneinander angleichen, ohne dass es zu Frustration oder Überlegenheitsgefühlen auf der einen oder anderen Seite kommt?
Für den Fall, dass man als Agile Coach in so einer Situation steckt, geht die Arbeit mit Interventionen direkt bei der Auftragsklärung los:
- Deutlich machen, dass es um die Zusammenarbeit auf Augenhöhe geht. Weder das Team steht über dem Coach noch der Coach über dem Team. (Die Variante des devoten Teams, das gerne geführt werden will, gibt es natürlich auch).
- Explizit machen, wofür man zur Verfügung steht und wofür nicht. Der zweite Teil ist vielleicht sogar noch wichtiger als der erste.
- Vereinbaren und festhalten, welche Aufgaben beim Coach liegen und welche beim Team.
- Wir sind gemeinsam für die Lieferung verantwortlich, jede*r in der eigenen Rolle und Disziplin.
Wir hantieren nicht mit Zaubertricks, sondern finden Lösungen
Sind die Erwartungen und vor allem auch die Expertisen und Möglichkeiten transparent kommuniziert, lässt sich immer noch gemeinsam mit den Teams über das individuelle Wie sprechen. Denn innerhalb unserer Expertise – als Agile Coaches, nicht als Ponys – sind wir sehr bereit, unseren Methodenkoffer und Erfahrungsschatz so maßgeschneidert wie möglich auf den einzelnen Fall hin einzusetzen. Wir lösen primär Probleme (auch das unterscheidet uns übrigens stark vom Zirkus-Pony) und dafür ist es wichtig, jede Herausforderung eigenständig zu betrachten und nicht mit vermeintlichen Zaubertricks zu hantieren, die angeblich jedes Problem lösen können.
Der Prozess und die gemeinsame Arbeit machen dann tatsächlich sehr viel Spaß, gerade weil die Teams mitgestalten dürfen und sich nicht als Zuschauer*innen berieseln lassen müssen. Außerdem ist unser Wunsch ja, am Ende überflüssig zu werden und die Strukturen zu schaffen, die es den Teams ermöglichen, selbst die gewünschten Lösungen zu finden und umzusetzen. Und dazu gehört nicht, für eine Karotte im Kreis zu traben.