Für mich heißt Bestär­kung, als Mensch und in meiner Rolle als agile Coach, Menschen zu helfen Dinge in die Welt zu brin­gen, die sonst nicht statt­ge­fun­den hätten. „Diese Dinge“, sei es eine Manö­ver­kri­tik, eine Prozess­än­de­rung oder ein Work­shop-Konzept, liegen oft schon bereit in unse­ren Köpfen und trauen sich noch nicht in die große Welt hinaus. Weil der Bauch grummelt. 

Beim Empower­ment im profes­sio­nel­len Kontext geht es expli­zit nicht um vorab defi­nierte „benach­tei­ligte Grup­pen“. Es geht um jede/n von uns. Wir alle halten Gedan­ken und Ideen zurück, die für die Weiter­ent­wick­lung und das Fort­be­stehen eines funk­tio­nie­ren­den und florie­ren­den Unter­neh­mens wich­tig sind. Viel­leicht, weil wir schlechte Erfah­run­gen im letz­ten Gespräch mit den Team­kol­le­gIn­nen gemacht haben oder wir uns selbst immer wieder rela­ti­vie­ren und uns sagen, dass das doch gar nicht so wich­tig ist.

Empower­ment heißt für mich, Menschen mit schein­bar verrück­ten Gedan­ken ermu­ti­gen diese auszu­spre­chen und umzu­set­zen. Ich stabi­li­siere die intrin­si­sche Moti­va­tion mit Aufmerk­sam­keit und Ener­gie. In spiri­tu­el­len Krei­sen nennen sich Menschen, die ande­ren helfen ihre inne­ren Über­zeu­gun­gen in die Welt zu brin­gen, auch Geburts­hel­fe­rIn­nen oder Hebam­men. Das klingt zwar erst­mal komisch, aber da ist etwas Wahres dran. Mento­ren, Coaches und gute Freunde sind oft Teil von Prozes­sen, die sich mit der Entwick­lung von neuem Leben verglei­chen lassen. Empower­ment-Chan­cen zu erken­nen hat einer­seits mit Intui­tion und Erfah­rung zu tun, es gibt aber auch einige Punkte, die jede/r von uns einfach lernen und im Alltag umset­zen kann: 

1. Begeg­nung herstellen

Möchte ich Menschen unter­stüt­zen ihre konstruk­ti­ven Ideen umzu­set­zen, ist der erste Schritt Gesprächs­ge­le­gen­hei­ten zu suchen. Der Klas­si­ker: Die Pausen an der Kaffee­bar. Einige Gedan­ken finden aller­dings auch in dieser Umge­bung nicht so schnell den Weg nach drau­ßen. Es kann sein, dass ein Kollege lauscht oder das ein Hinter­grund­ras­seln des Voll­au­to­ma­ten die Gedan­ken durch­ein­an­der bringt. Manch­mal braucht die infor­melle Kommu­ni­ka­tion eine Aufwärm­phase, den Schutz der Dunkel­heit oder ein paar Trop­fen Alko­hol. Daher passie­ren einige rele­vante Gesprä­che auch außer­halb der Arbeits­zeit, wenn wir uns wirk­lich, privat, als Menschen begegnen.

Klingt wie aus einer ande­ren Zeit? Wegen Corona und so? Gerade weil viele von uns im Home-Office arbei­ten: Vernetzt Euch mit Euren Kolle­gIn­nen, die in der Nähe wohnen. Geht morgens gemein­sam joggen oder lauft mit einer Flasche Bier ums Quar­tier. Es ist einfa­cher sowas zu etablie­ren, bevor die Tempe­ra­tu­ren sinken. Aber klar, Nähr­bo­den für weiter­füh­rende Entwick­lun­gen, kann man auch in der Arbeits­zeit herstel­len. In Arbeits­grup­pen oder Meetings im klei­nen Kreis. Noch besser in Open Spaces oder World Cafés. Da es online häufig schwer­fällt aufzu­fan­gen und Verwir­rung darüber entste­hen kann, wem welcher Blick gegol­ten hat, kommt ein zwei­ter wich­ti­ger Punkt ins Spiel:

2. Acht­sam­keit und nonver­bale Signale aufnehmen

„Ich sehe, Du hast gerade nach Luft geschnappt/ den Mund bewegt. Woll­test Du noch etwas sagen?“ Aufschluss­rei­che Gedan­ken sind oft scheu und kündi­gen sich flüch­tig an. Je höher der Intro­ver­si­ons­an­teil unse­rer Persön­lich­keit ist, desto zaghaf­ter mag das Signal für die nächste bahn­bre­chende Ände­rung daher­kom­men. Wie bereits ange­deu­tet, kann auch die Verun­si­che­rung einer extra­ver­tier­te­ren Person hoch sein, wenn der Gedanke radi­kal verän­dernd erscheint. Das heißt: Versucht beim nächs­ten Meeting mal weni­ger auf Eure eigene Frisur oder Figur zu achten, sondern den Gesprächs­part­ner bewusst auf Euch wirken zu lassen. Womit wir schon beim nächs­ten Punkt sind:

3. Bewusst­sein und posi­tive nonver­bale Signale senden

Welche Signale sende ich mit meinem Gesicht, mit meiner Stimme und meiner Körper­hal­tung? Vor allem wenn ich merke, dass eine Person Schwie­rig­kei­ten hat sich auszu­drü­cken, sollte ich mir darüber bewusst werden. Im neuro­lin­gu­is­ti­schen Program­mie­ren gibt es eine Methode die Pacing heißt: Sich auf den Gesprächs­part­ner einstel­len. Blick­kon­takt halten, nicken, lächeln.

Ich bin sehr dank­bar, dass Menschen mir immer wieder das Feed­back gege­ben haben, dass ich meine Stirn kräu­sel oder meine Augen(brauen) verenge: Für mich ist das oft Teil des „Einden­kens“ in eine andere Sicht­weise, andere können es als kriti­sches Signal wahr­neh­men. Natür­lich geht es nicht darum mich zu verstel­len, sondern ein Fein­ge­fühl über mich als Sender/in zu entwi­ckeln. Dabei hilft schon die Video­ka­mera im Online­mee­ting. Denn sie hält mir wort­wört­lich den Spie­gel vor und ich kann über­prü­fen, was mein Gesicht macht, wenn ich zuhöre. Spätes­tens beim Thema Stimme und Timing, bin ich dann auf Feed­back ange­wie­sen. Bitte mal nachfragen. 

Ansons­ten hilft es die eige­nen Gedan­ken zu über­prü­fen. Fange ich an mich zu verglei­chen? Fühle ich mich ange­grif­fen, wenn ich das höre? Meine ich es besser zu wissen oder den ande­ren im Unrecht? Oder fehlt mir die Aufmerk­sam­keit und ich denke gerade an etwas ganz ande­res? Limi­tie­rende Gefühle von mir als Gesprächs­part­ner, können dazu beitra­gen, dass die Wachs­tums­chan­cen eines Gedan­ken­keim­lings beim Gegen­über sinken. Eigene Empfin­dun­gen einzu­ge­ste­hen, anzu­er­ken­nen und daran zu lernen, ist also nicht nur für Deine Weiter­ent­wick­lung wich­tig, sondern sorgen auch für ein vertrau­ens­vol­les Arbeits­um­feld. Nütz­lich die eigene Einstel­lung zu über­prü­fen und Ände­rungs­wün­sche zu formu­lie­ren, können bedürf­nis­ori­en­tiere Kommu­ni­ka­tion, die Methode The Work® oder die Meeting­ele­mente Check-In und Check-Out sein.

4. Verste­hen wollen und nachfragen

Es gibt den Spruch „Das Gras wächst nicht schnel­ler, wenn man dran zieht“. Da ich in eini­gen Situa­tio­nen meine Unge­duld spüre, mochte ich diesen Spruch lange Zeit nicht. Ich dachte mir, im über­tra­ge­nen Sinne: Dann kauf ich eben Kunst­ra­sen. In einer Orga­ni­sa­tion dürfen wir mit den Menschen lernen und arbei­ten, die dort bereits exis­tie­ren. Und die entspre­chen mögli­cher­weise nicht dem Bild des Kunst­ra­sens (davon abge­se­hen, dass diese schnelle billige Plas­tik­va­ri­ante umwelt­schä­di­gend ist). 

Was ist die Inten­sion des Kolle­gen, der seit Jahren „seinen Stie­fel fährt“? Viel­leicht merken wir, dass uns beiden Quali­tät am Herzen liegt, wir aber unter­schied­li­che und viel­leicht sogar ergän­zende Heran­ge­hens­wei­sen haben, diese umzu­set­zen. Mit dieser Erkennt­nis fällt Wert­schät­zung viel leich­ter! Die Anwen­dung von Akti­vem Zuhö­ren als Methode lässt sich wunder­bar mit der Suche nach gemein­sa­men Werten kombinieren.

Und dann gibt es noch etwas, was sehr einfach schei­nen mag: Hilfe anbie­ten. Die Frage „Wie kann ich Dich dabei unter­stüt­zen?“ öfter expli­zit auszu­spre­chen, macht einen Unter­schied. In Zeiten, in denen Dein Termin­ka­len­der bers­tet, viel­leicht nicht der beste Start­punkt das anzu­bie­ten. Aber, wenn dass der Fall ist, hast Du den Arti­kel bis hier hin auch nicht gelesen.


Findest Du Dich in dem Arti­kel wieder und möch­test Deine Fähig­kei­ten ausbauen andere Menschen in ihrer Arbeit wirk­sam zu machen? Dann inter­es­siert Dich viel­leicht unsere Ausbil­dung zum Syste­mi­schen Agile Coach?

Wenn Du den Eindruck gewon­nen hast, dass in Deiner Orga­ni­sa­tion jemand fehlt, der die Menschen beim Umset­zen unter­stützt, kannst Du Dich hier mit uns in Verbin­dung setzen. Wir sind erfah­ren als Agile Coaches, uns in kurzer Zeit in einen neuen Kontext einzu­brin­gen und Eure Arbeit voranzubringen. 

Wir führen auch Trai­nings zum Thema „Agile Mind­set“ durch, die ange­spro­chene Metho­den beinhal­ten und bieten indi­vi­du­elle Coachings an.


Hier geht es zum Teil 2 des Artikels.