Was wir gelernt, worüber wir gelacht und was wir vergessen haben – und was wir ganz bestimmt nicht nochmal machen. Jeden Freitag frisch aus dem Berliner Büro.
Wir vom Netzwerkknoten beschäftigen uns den ganzen Tag mit Veränderungen. Wir begleiten Organisationen dabei, ihre Zusammenarbeit dahingehend zu verändern, dass am Ende alle, von den Teammitgliedern über die Stakeholder bis zu den Kund*innen besser durch den Tag kommen. Mehr Freude, weniger Bugs, realistischere Ziele. So der Anspruch.
Was ist eigentlich eine Veränderung? Wie definieren wir die? Und was machen wir mit dem Teil, der sich nicht in Zahlen messen und übersetzen lässt? Klar, um als Team Ziele zu erreichen und umzusetzen, bedarf es zuallererst einer Definition derer. Laut der SMART Regel sollten Ziele keine Aktivitäten, sondern Zustände sein. Die Idee ist folgende: Zunächst gilt es, sich in die Zukunft zu versetzen, also: Was möchte ich am Ende des Projekts erreicht haben? Das Ganze wird dann am Besten in der Gegenwartsform und positiv formuliert. Vergleiche helfen nicht, stattdessen sollen die Zielzustände möglichst konkret vorliegen. Also statt „Die Kosten sollen niedriger werden“ sagen wir: „Die Kosten liegen bei x.“ Um das Ganze zu überprüfen eignen sich dann Fragen wie „Was wurde erreicht“ oder „Was ist mein Ergebnis“ besser als „Was wurde getan?“
Schön. So einfach die Formel auch ist, irgendwie geht die Umsetzung doch teilweise daneben. Warum eigentlich? Was wir in unserer Arbeit immer wieder beobachten: Statt die Konzepte in unserem Kopf zu verändern, tendieren wir Menschen dazu, ihnen einfach mit einem neuen schicken Wort einen neuen Hut aufzusetzen. Vielleicht hören wir deshalb ab und zu, unser Ansatz sei „alter Wein in neuen Schläuchen. “Ist es aber nicht. Veränderung ist eben so viel mehr als Renaming. Wenn wir uns dagegen entscheiden, Ziele zu leveln, dann ersetzen wir natürlich „Level 1“ nicht mit „Zielzustand 1“. Es geht nicht darum, eine Checkliste einmal durchzuhaken und dann kriegen wir alle ein Zertifikat A und müssen uns nie wieder mit dem Thema beschäftigen. Schön wär’s!
Stimmt nicht, eigentlich wäre das gar nicht schön. Denn genau das macht unsere Arbeit und die Welt so aufregend: Es geht immer weiter, ein veränderungsfreier Gesamtzustand existiert nicht. Das sind gute Neuigkeiten – die Erde dreht sich weiter. Konkret geht es in der gemeinsamen Arbeit mit den Kund*innen also immer darum, die Zustände, die erreicht werden sollen, zu beschreiben und dann einzuschätzen, wo wir dann stehen. Das Ganze sind fließende Übergänge, keine abgeschlossenen Stufen. Wir vergleichen das gerne mit dem Erwachsenwerden: Klar, mit 18 dürfen wir alle dann Auto fahren und Schnaps trinken (aber nicht gleichzeitig!) und sind mündig – aber sind wir deshalb erwachsen? Genauso verhält es sich mit allen Zielzuständen. Sie sind dynamisch, sie sind komplex, sie sind nicht komplett fassbar.
So simpel das klingt, so einfach ist es häufig in der Praxis nicht. Menschen sind Gewohnheitstiere, never change a running system, wir sind unseren Konzepten und Annahmen treu. Wir verachten den alten Wein in neuen Schläuchen aber ganz unbewusst setzen wir unseren alten Ideen die ganze Zeit gerne neue Worthüte auf. Wenn das mal jemand anderem passiert als einer selbst, ist es wichtig, das Gegenüber nicht lächerlich zu machen. Es kostet nämlich wirklich Mut und ganz einfach auch Übung, Veränderung anzunehmen und auch zu gestalten. Und dann macht es irgendwann wahnsinnig viel Spaß – und auf dem Weg zum nächsten Zielzustand gibt es dann wieder eine Menge zum Auf-die-Nase-fallen und zu entdecken.