Was wir gelernt, worüber wir gelacht und was wir vergessen haben – und was wir ganz bestimmt nicht nochmal machen. Jeden Freitag frisch aus dem Berliner Büro.
Agile, Baby. Seid ihr jetzt auch agile? Wie wird man agile? Ist das schwer? Unsere Kollegin Katharina hat den Satz geprägt, man müsste nicht erst agile werden, sondern wir alle würden bereits agile geboren und würden diese Haltung unter den gegebenen Umständen nur verlernen.
Das hat sie sich nicht ausgedacht, damit wir unsere ganzen Agile-Baby-Jokes machen können, sondern auf der Basis der Daten der sogenannten Marshmallow Challenge. Heißt: 30 Personen, aufgeteilt in sechs Teams bekommen jeweils 20 Spaghetti, ein Stück Schnur, ein paar Streifen Klebeband und ein Marshmallow. Sie haben 18 Minuten Zeit, einen stabilen Turm zu bauen und das Marshmallow oben drauf zu legen – eine beliebte Methode, Rapid Prototyping zu vermitteln. Auffallend ist das Ergebnis, dass Kindergartenkinder dabei überdurchschnittlich gut abschneiden, Studierende von Business Schools unterdurchschnittlich.
Und warum? Kleine Kinder machen einfach. Sie fangen sofort an zu bauen, diskutieren weniger und wenn’s zusammenstürzt, fangen sie wieder von vorne an bis es hält. Und: Kinder sind gewohnt zu spielen. Für sie ist fast alles neu, sie adaptieren sich permanent an ihr Umfeld und das ohne Frage. Irgendwann im Verlauf des Erwachsenwerden entsteht dann erst die Idee von „Nö, ich mach lieber immer das Gleiche.“
Immer das Gleiche zu machen hat wenig damit zu tun, dass das so toll ist, sondern damit, dass es sich oftmals sicherer anfühlt. Zum Spielen und Lernen brauchen wir, genau wie kleine Kinder, vor allem eins: Sicherheit. Ist die nicht gegeben, funktioniert es schlechter, unabhängig vom Alter. Das bedeutet, dass Agile einen vertrauensvollen Rahmen voraussetzt, ein Umfeld, in dem Bedürfnisse erfüllt sind und ein Team, das auch Vertrauen schenkt. Jap, hohe Ansprüche. Genau deshalb funktioniert diese Art zu arbeiten auch so gut: Wenn die oben genannten Faktoren erfüllt sind, haben wir einfach mehr Spaß an dem, was wir tun. Agile arbeiten ist nun mal eine sehr menschliche und menschenzentrierte Herangehensweise.
Wir haben irgendwann gelernt, dass es entweder Spaß gibt oder Geld. Nicht beides gleichzeitig. Von dem Geld können wir dann Spaß kaufen. Was dazu geführt hat, dass ein großer Teil der arbeitenden Bevölkerung leidet, um maximal ein Drittel der Lebenszeit Spaß zu haben, sich sicher zu fühlen, Freude zu empfinden. Darunter leiden nicht nur die Personen selbst, sondern auch das Ergebnis. Ressourcen können besser aufgedeckt und genutzt werden, wenn Menschen dazu befähigt sind, sich voll einzubringen. Wenn sie spielen dürfen, kreativ sein dürfen, all ihre Sinne nutzen können.
Agile arbeiten zu wollen setzt also Verantwortungsbewusstsein voraus, die Bereitschaft, sichere Rahmen und Verbindungen zu schaffen und den Raum für Kreativität. Wenn das gegeben ist – und niemand hat behauptet, dass das kindergarteneinfach ist – klappt Agile gut und ist nicht kompliziert, sondern lediglich komplex. Menschlich eben.